Behandlungsverbot und -verzicht


Heilpraktiker - Behandlungsverbot und Behandlungsverzicht

Übersichtstabelle zu Behandlungsverboten und Meldepflicht
Krankheit Meldepflicht und weitere Vorschriften Erreger; ggf. Labormeldepflicht

Nach IfSG 24 Verbot für Heilpraktiker, die erkrankte Person zu untersuchen und zu behandeln bei allen in
dieser Spalte aufgeführten Krankheiten, ausgenommen Impfschaden (hier Nr. 20)!

Unsererseits melden müssen wir nur die in IfSG 6.1 aufgeführten Erkrankungen, in unserer Zählung
bis Nr. 20 (Impfschaden). Außer letzterem resultiert aus jeder von Art von Meldepflicht ein
Behandlungsverbot für Heilpraktiker.

Direkterweise meldepflichtig Erkrankungen sind aufgeführt im IfSG 6.1-6.3, Labormeldepflicht im IfSG 7.

Jede Art von Meldepflicht kann ggf. erweitert werden nach 15 (Behördenanordnung).

Weitere Behandlungsverbote resultieren aus IfSG 34 (hier zusätzlich Impetigo, Krätze, Keuchhusten,
Mumps, Scharlach, Windpocken).
namentliche Meldepflicht nach 6 IfSG bei:

v = Verdacht, e = Erkrankung, t = Tod

sind jeweils unverzüglich (< 24 Std.) inkl. relevanter Personendaten ( 9) dem für den Aufentshaltort
des Erkrankten zuständigen Gesundheitsamt bekanntzugeben.

Ein Heilpraktiker muss laut IfSG 8.8 alle in 6.1 genannten Krankheiten melden!

Weitere Vorschriften:

34 = Tätigkeitsverbot in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kinderheime, Schulen, Ferienlager...
nach IfSG 34 bereits bei Verdacht und bis Weiterverbreitung laut ärztlichem Attest nicht mehr zu
befürchten ist.

30 = in jedem Falle Quarantäne - 7 = Meldepflicht für Labors

durch den Leiter eines Labors bzw. ähnlicher Einrichtungen. Gilt, soweit unten nicht anders aufgeführt,
sowohl bei direktem wie auch bei indirektem Nachweis des Erregers (indirekt beispielsweise durch Antikörper).
N = namentliche Meldepflicht - Ø N = nichtnamentliche Meldepflicht

sp. = speziae = alle Arten

Meldepflicht und Behandlungsverbot für Hp (hier bis Nr. 19)
(1) Botulismus
6.1.1 vet Hp melden!
Clostridium botulinum od. Toxin 7, N

(2) Cholera
6.1.1 vet Hp melden! ; 34
Vibrio cholerae
0 1 und 0 139 7, N

(3) Diphtherie
6.1.1 vet Hp melden! ; 34
Corynebacterium diphteria oder Toxin 7, N

(4) BSE / TSE
6.1.1 vet Hp melden!
.
(5) akute Virushepatitis
6.1.1 vet Hp alle Arten melden!
34 für A und E
(sexuell übertragbar: alle außer A)
Hepatitis-Virus* 7, N
A, B, C, D, E;
*ausgenommen C ist der Virus auch bei chronischer Hepatitis zu melden

(6) HUS (enteropathisches hämolytisch-urämisches Syndrom)
6.1.1 vet Hp melden!
.
(7) virusbedingtes hämorrhagisches Fieber
6.1.1 vet Hp melden! ; 34; 30
Ebola-Virus 7, N
Lassa-Virus 7, N
Marburg-Virus 7, N
Hanta-Virus 7, N
andere Erreger 7, N
hämorrhagischer Fieber

(8) Masern
6.1.1 vet Hp melden!
(früher nur t!); 34
Masern-Virus 7, N

(9) Meningokokken-Meningitis oder -Sepsis
6.1.1 vet Hp melden! ; 34
Neisseria meningitidis 7, N

(10) Milzbrand
6.1.1 vet Hp melden!
Bacillus anthracis 7, N

(11) Poliomyelitis (als Verdacht gilt hier jede akute schlaffe Lähmung, außer traumatisch bedingt)
6.1.1 vet Hp melden! ; 34
Poliovirus 7, N

(12) Pest
6.1.1 vet Hp melden! ; 34; 30
Yersinia pestis 7, N

(13) Tollwut
6.1.1 vet durch Hp zu melden, ebenso Verletzung und Berührung tollwütigen / tollwutverdächtigen /
ansteckungsverdächtigen Tieres oder Tierkörpers! Rabiesvirus 7, N

(14) Typhus abdominalis / Paratyphus
6.1.1 vet Hp melden! ; 34
Salmonella Paratyphii und
Salmonella typhi
beide bei direktem Nachweis 7, N

sonstige Salmonellen 7, N

(15) Tuberkulose
6.1.1 et Hp melden! Erkrankung auch ohne bakteriologischen Nachweis meldepflichtig !

34 wenn ansteckende Lungen-TB
Mycobacterium tuberkulosis / 7, N
africanum / bovis

für direkten Nachweis und Ergebnis der Resistenzbestimmung

(16) mikrobiell bedingte Lebensmittelvergiftung / akute infektiöse Gastroenteritis
6.1.2 vet Hp melden, wenn:

6.1.2 42 der Kranke in Lebensmittelgewerbe tätig ist , oder

6.1.2 durch zwei oder mehr Erkrankungsfälle epidemischer Zusammenhang vermutet wird.

34 bei EHEC *
(Erläuterung nach Tabelle)
diverse Erreger möglich;
in IfSG 7 sind genannt:

Camphylobacter sp. 7, N

EHEC* = Escherichia coli, entero-
hämorrhagische Stämme 7, N
(Erläuterung nach Tabelle)

Escherichia coli, sonstige

darmpathogene Stämme 7, N

Rotaviren, 7, N

Salmonellen, 7, N

Yersinia enterocolitica, 7, N
(dieser kann auch schwere Colitis u.
septische Infektionen verursachen)

Norwalk-ähnliches Virus nur bei direktem Nachweis im Stuhl 7, N

(17) bedrohliche Krankheit generell
6.1.5a e Hp usw. meldet jedes Auftreten einer bedrohlichen" Krankheit, auch ohne konkrete Hinweise
auf eine der genannten.
.
(18) epidemische Krankheit generell
6.1.5b e "wenn durch zwei oder mehr Erkrankungsfälle epidemischer Zusammenhang... zu vermuteten ist"
"wenn örtliche oder zeitliche Häufung auf schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit hinweist" 7, N

(19) alle Krankheiten oder Erreger, die...
...nach 15 IfSG per Rechtsverordung in die Meldepflicht einbezogen wurden (durch BMG mit ggf. nachträglicher
Zustimmung des Bundesrates, ggf. auch durch Landesregierungen)
durch Hp zu melden, wenn Meldepflicht analog 6.1 bestimmt wird.
... diese Erweiterung ist ebenso für die Labormeldepflicht möglich.

(20) Impfschaden jedoch kein Behandlungsverbot nach 24!
6.1.3 v Hp melden!
.
Sonstiges Behandlungsverbot für Hp

(21) Sexuell übertragbare Krankheiten (z.B. Herpes genitalis)...
...dürfen nach IfSG 24 ebenfalls nur durch Ärzte behandelt werden
(a) die klassischen", bakteriell bedingten Geschlechtskrankheiten (früher schon Hp-Verbot, durch GeschlkrG):

Syphilis / Treponema pallidum,
Gonorrhoe / Neisseria gonorrhoeae,
Ulcus molle /Haemophilus ducreyi,
Lymphogranulomatosis (in D seltene Serovare von Chlamydia trachomatis)
(b) Infektionen mit weiteren Bakterien:

Chlamydia trachomatis; genitale Infektionen mit
Mucoplasma hominis oder
Ureaplasma urealyticum
(c) Infektionen mit folgenden Viren:

Herpes simplex Virus (bei genitaler Infektion vor allem Typ 2),
Hepatitis B Virus,
Zytomegalievirus,
Papillomviren,
Molluscum-contagiosum-Virus,
HIV (AIDS)
(d) Genitale Mykosen:

Candida albicans
(e) Parasiten:

Sarcoptes scabiei (Krätze)

(22) Virale Konjunktivitis
.
Adenoviren (sonst für banale Erkältungen und Atemwegsinfekte zuständig)

bei direkten Nachweis im 7, N

Konjunktivalabstrich

(23) Rückfallfieber
.
Borrellia recurrentis 7, N

(24) Brucellose (Übertragung von Tier auf Mensch)
.
Brucella sp. 7, N

(25) Ornitose / Papageienkrankheit
.
Chlamydia psittaci 7, N

(26) Tularämie
.
Francisella tularensis 7, N

(27) Frühsommerzecken-Meningoenzephalitis
.
FSME-Virus 7, N

(28) Gelbfieber
.
Gelbfiebervirus 7, N

(29) Lambliasis
.
Giardia lamblia 7, N

(30) z.B. Epiglottitis
34
bei Haemophilus influenza
Typ b-Menigitis
Haemophilus influenzae
nur bei direktem Nachweis in Liquor oder Blut 7, N

(31) Influenza-Grippe
.
Influenza-Virus
wenn direkt nachgewiesen 7, N

(32) Legionärskrankheit
.
Legionella sp. 7, N

(33) Leptospirose
.
Leptospira interrogans 7, N

(34) Listeriose
.
Listeria monocytogenes nur bei
direktem Nachweis (Blut, Liquor,
Abstrich v. Neugeborenen) 7, N

(35) Lepra
.
Mycobacterium leprae 7, N

(36) Fleckfieber
.
Rickettsia prowazekii 7, N

(37) Ruhr
34
Shigella sp. 7, N

(38) Trichinose
.
Trichinella spiralis 7, N

(39) Syphilis
(sexuell übertragbar)
Treponema pallidum 7, Ø N

(40) HIV
(sexuell übertragbar)
HI-Virus 7, Ø N

(41) Hundebandwurm,
Fuchsbandwurm
.
Echinococcus sp. 7, Ø N

(42) Malaria
.
Plasmodium sp. 7, Ø N

(43) Röteln
.
Rubellavirus
Meldepflicht nur bei konnatalen Infektionen 7, Ø N

(44) Toxoplasmose
.
Toxoplasma gondii
Meldepflicht nur bei konnatalen Infektionen 7, Ø N

(45) Impetigo contagiosa
34
Staphylokokken
oder Streptokokken

(46) Keuchhusten
34
Bortetella pertussis

(47) Mumps
34
Mumps-Virus

(48) Scabies (Krätze)
34
Krätzmilbe

(49) Scharlach oder sonstige eitrige Streptokokkeninfektionen
34
Streptokokkus pyogenes

(50) Windpocken
34
Varicella-Zoster-Virus
*EHEC (Escherichia coli, enterohämorrhagische Stämme)
EHEC ist eine Coli-Variante, die über unzureichend erhitzte Fleisch- oder Milch(produkte) gesund erscheinender
Rinder übertragen wird, ggf. auch von Mensch zu Mensch durch Schmierinfektion.
Meist äußert sie sich nur wie eine gewöhnliche" infektiöse Gastroenteritis, eventuell ist der Stuhl recht wässrig
oder/und blutig und der Patient hat Fieber.
Bei geschwächten Menschen kann es zu schweren Verläufen kommen, wobei dann die Toxine des Erregers die
Blutkörperchen auflösen, was zu Nierenversagen als u.U. tödliche Komplikation sowie zu bleibenden Folgeschäden
verschiedener Organe führen kann.
Krebs unterliegt einer ärztlichen Berichtspflicht, die der Datenerfassung dient (Krebsregistergesetz),
jedoch keiner Meldepflicht und hat mit dem IfSG nichts zu tun.
Neben allen anderen Gesetzen ist stets die Sorgfaltspflicht maßgeblich: der Hp muss (wie jeder Behandler)
nachweisen können, die von ihm angewandten Methoden zu beherrschen, notwendige Diagnosen veranlassen usw.
und er muss sich regelmäßig fortbilden (letzteres auch laut Berufsordnung). Dazu tritt die Aufklärungspflicht:
der Hp muss den Patienten über Befunde, beabsichtigte Therapie, Risiken, konventionell übliche Methoden usw.
aufklären und das Einverständnis des Patienten erhalten. Sonst riskiert der Hp (zivilrechtliche)
Schadensersatzforderungen oder/und eine (strafrechtliche) Anzeige wegen Körperverletzung.

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